Seit einer Woche
arbeite ich jetzt als Assistentin im Colegio „Uboldi“, und hab da ziemlich viel
Spaß dran. Nachdem ich 13 Jahre lang immer nur als Schüler in der Schule war,
ist es eine spannende Erfahrung, was man alles machen kann, wenn man auf der „anderen“
Seite steht. In meinen Freistunden kann ich zum Beispiel ins Lehrerzimmer
gehen, Kaffee trinken und mit den Profesoras quatschen, ohne dass das
irgendjemandem seltsam vorkommt. Es ist eine katholische Schule, und man
begegnet fast genauso oft einer Nonne wie einer Lehrerin. Fand ich erst etwas
komisch, aber die sind alle sehr freundlich und unterhalten sich gerne ein
wenig. Dadurch rede ich viel mehr Spanisch als ich im Hogar geredet habe, und
es fällt mir auch schon ein ganzes Stück leichter, einfach weil ich nicht nur
rede, sonders auch verstanden werde!
Den ersten
Arbeitstag habe ich als Assistentin in der ersten Klasse verbracht. Das
bedeutet, ich habe alle möglichen Aufgaben übernommen, die die Profesora
entlastet haben. Zum Beispiel durfte ich Namensschilder verteilen, während sie
die knapp 50 Kinder begrüßt und mit ihnen die Regeln der Schule durchgegangen
ist. Außerdem war ich dann noch damit beschäftigt, Schulmaterialien zu
sortieren. Die Kinder müssen zu Beginn des Schuljahrs nämlich ziemlich viel
Zeug mitbringen, dass dann in der Klasse gelagert wird, Bastelkram, Bücher,
Hefte und so weiter. War also den ganzen Tag gut beschäftigt, und das, obwohl
es schon eine Assistentin in der Klasse gab.
Das war dann aber
auch der Grund, weshalb ich doch noch mal die Klasse gewechselt habe. In der
dritten Klasse gab es nämlich noch niemanden, der der Lehrerin helfen konnte,
und dort wurde ich jetzt eingesetzt. Bin also in der Klasse 3A und gebe mein
Bestes, um den Kindern bei ihren Aufgaben zu helfen, alle Namen zu lernen und
dabei der Profesora nicht im Weg zu stehen. Klappt bis jetzt sehr gut, mal
abgesehen von den Namen. Es sind laut Klassenliste 45 Schüler in der Klasse,
wobei bis jetzt aber noch nie alle da waren.
Neben den Namen bin
ich aber auch damit beschäftigt, einige Gebete auf Spanisch zu lernen, die vor
Unterrichtsbeginn gebetet werden (wie gesagt, eine katholische Schule), die
Nationalhymne von Bolivien, und, obwohl ich überzeugt war sie nie wieder zu
brauchen, Schreibschrift. Es gibt nämlich wirklich nichts nervigeres, als jedem
Kind einzeln erklären zu müssen, warum man weder die Hymne noch die Gebete
mitsingen bzw. mitsprechen kann, und da die Kinder Schreibschrift schreiben
sollen, muss man natürlich mit gutem Beispiel an der Tafel voran gehen.
Besonders viel
konnte ich aber bis jetzt noch nicht machen, obwohl es schon deutlich mehr als
im Hogar war. Ich vermute aber, dass sich das in den nächsten Wochen noch
ändern wird, wenn ich sowohl die Kinder als auch das Kollegium als auch die Abläufe
an der Schule besser kennen gelernt habe.